Caretta auf der Seidenstrass

Eine Veloreise von der Schweiz nach Australien und Suedamerika

März 2009 - Januar 2010 Schweiz - Ägypten

Mai 2010 - Juli 2011 Tadjikistan - Australien

August 2011 - ??? Peru Richtung Feuerland



Sonntag, 27. Juni 2010

Bye Bye Bishkek

Zusammen mit den Backpackern Nadja und Kai nehmen Sabine, Gaetan und ich heute den Nachtbus nach Naryn. Von dort aus geht es weiter mit dem Jeep ueber den Torugartpass nach China. Leider ist dort velofahren nicht erlaubt. Anschliessend werde ich zusammen mit Gaetan nach Pakistan pedalen, moechte die schoenen Berge entlang des KKH sehen. Mein Blog wird in China - wie auch groesstenteils hier - gesperrt sein. Mal sehen wie lange es bis zum naechsten Eintrag dauert.

Das Wandern in Karakul ist uebrigens etwas ins Wasser gefallen. Zwar waren wir in den Bergen, konnten aber aufgrund des intensiven Regens nicht die geplanten Routen machen. Dafuer haben wir uns in einer idyllisch am Fluss liegenden heissen Quelle herrlich verweilen koennen.

Ach ja, Kreditkarten und neues Handy mit alter Nummer hat heute den Weg via DHL zu mir gefunden. DANKE DANKE DANKE Mami und Pami fuer die Hilfe!

Freitag, 25. Juni 2010

Khorog to Bishkek, Kirgistan

26.05.- 16.6.2010
980 KM  10700 HM

Waehrend unseres Pausentags in der Pamir Lodge in Khorog haben wir viel Zeit ueber den weiteren Verlauf unserer Reise zu parlieren. Schon lange war es mein Traum, das abgelegene Wakhan Valley, das an der Afghanischen Grenze entlangfuehrt, zu besuchen. Bis anhin habe ich diese Strecke jedoch als fuer mich zu anspruchsvoll deklariert. Je laenger wir aber diskutieren, desto kleiner werden die Zweifel und groesser der Wunsch diese Route zu nehmen. Am 27. Mai startet unser Vierergrueppli, bestehend aus Sabine, Gaetan, Martin und mir bei wiedermal stroemenden Regen ins Abenteuer.

Die ersten zwei Tage laeuft alles wie am Schnuerli. Die Piste ist recht gut, die Sicht auf Afghanistan frei und spannend und gleich am ersten Abend machen wir einen Abstecher zu den Garm Chasma, heissen Schwefelquellen, um unsere verregneten Glieder aufzuwaermen. Kleines Detail: Um Vier Uhr Nachmittags erreichen wir das Dorf vor der Quelle und der Dorfhirsch erklaert mir gestenreich, dass es bis zur Quelle nur grad laeppische 7 km sind und ich glaube wirklich immer noch fest daran, dass er ein deutliches Zeichen machte, dass die Strasse beinahe ebenaus fuehrt. Letzteres bewegt uns dazu, den Abstecher trotz vorgeschrittener Stunde zu wagen. Natuerlich war der Weg dann alles andere als einfach und wir legten nochmals 250 Hoehenmeter hin. Hurrraaaa !!

Den naechsten Tag starten wir dafuer mit einem herrlichen Downhill und wir graben erstmals den Wasserfilter aus dem Gepaeck, um Trinkwasser zu basteln. Abends erreichen wir das einzige Dorf im Wakhan mit Grenzuebergang nach Afghanistan. Samstags soll hier ein laenderuebergreifender Markt auf der Bruecke stattfinden, was wir leider verpassen. Als uns naemlich einige Jungs in den Bazar fuehren, sind die Buden sozusagen leergekauft und es gibt nebst einigen gammligen Ruebli grad noch einige Leiber Brot, die wir uns unter den Nagel reissen. Bei diesem Einkauf passiert es dann auch, ich verliere mein Portemonnaie mitsamt Kreditkarten, merke es allerdings erst einige Tage spaeter.

Ab Ishkashim scheint die Sonne und ich denke noch, dass das Wakhan Valley eigentlich ein Klacks ist. Bald schon aber wird die Strasse zur Wellblechpiste und wir schaukeln schmerzhaft von Bodenwelle zu Bodenwelle. Bis wir am Ende des Tals in Langar ankommen, ist mein Po wund und ich freu mich beinahe auf die Bergetappe, da das langsame Tempo meinem Schmerz wohl lindern wird. Nachdem wir uns also in Langar nochmals mit Reis, Honig vom Vorjahr und unendlich vielen Snickers eingedeckt haben, geht es los. Schon nach der ersten Kurve merke ich, dass dies wohl nicht mein Tag ist.  Es ist Mittagszeit, bruetend heiss und wir haben schon einige Kilometer Rumpelpiste in den Beinen. Der Weg Richtung Kargush Pass ist anfangs so steil, dass wir die schweren Bikes zu zweit schieben. Mir ist uebel, ich habe keine Energie und ueberlege umzukehren. Die letzten zwei Wochen sind nicht spurlos an uns vorbeigezogen, vorallem Sabine und ich sind geschwaecht. Aber genau in diesem Augenblick tauchen rettende Engel auf. Zuerst helfen vier Maedels aus dem Dorf einige steilen Hoehenmeter zu bewaeltigen, dann tauchen die Jungs auf, die mein Bike eine Viertelstunde so schnell schieben, dass ich fast nicht mithalten kann. Herrlich. Dennoch, dies ist mit Abstand der anstrengendste Teil der bisherigen Strecke, wir fluchen, schwitzen ueber die absurd steile Strassenfuehrung und haben keine Augen fuer die weissen Spitzen des Hindu Kush Gebirges, das sich rechts von uns auftut. Nach 10 Kilometer bzw. 800 Hoehenmetern schlagen wir auf einem aussichtsreichen Plateau unsere Zelte auf.

Die naechsten Tage sind dann dafuer umso schoener und entspannter. Wir bewaeltigen den Kargush Pass in zwei weiteren Tagen und machen so unseren ersten Pass ueber 4000 Meter, naehmlich 4350. Die Abfahrt ist dann leider nicht so toll, viel Sand und Wellblech durch ein heisses, fruchtloses Tal. Wir kuessen den Asphalt, als wir endlich endlich auf dem Pamir Highway ankommen.

Ein Abstecher zum Bulunkul beschert uns einen Campingplatz mit Seeanschluss, die weissen Berge spiegeln sich im Blau. Der Weg zurueck zum Pamir Highway fuehrt ueber mondaehnliche Landschaft mit Geysiren und knallblauen Fluessen.

Bis nach Murghab geht es von nun an nur noch bergab, der Asphalt ist super und wie wenn dies noch nicht genug waere, haben wir maechtig Rueckenwind. Murghab selbst bleibt mir als haessliche Siedlung in Erinnerung. Unfreundliche Leute in unserem Homestay, das META (Ecotourismusbuero) hat dichtgemacht, schlechter Food, Schneeschauer und zu allem Uebel plagt Martin und mich Schuettelfrost und Magenprobleme.

Bedingt durch das ablaufende Visa Gaetans, fahren Sabine und Gaetan los, waehrend Martin und ich nochmals einen Tag in den Schlafsaecken verbringen. Bei Schneegestoeber und kalten Temperaturen bewaeltigen wir im Anschluss den 4600 hohen Ak Baital Pass ohne groessere Probleme. Bis Karakol muessen wir dann noch nervigen Gegenwind ueber uns ergehen lassen, der auch die naechsten Tage anhalten wird. Der Tag an dem wir den Grenzpass zu Kirgistan ueberwinden geht ebenfalls als einer der nervenzehrendsten meiner Veloreise in die Buecher. Morgens machen wir einen Pass von rund 4200 Metern, so steil, dass mir schon beim Schauen uebel wird, Mittagspause machen wir im windgepeitschten Zwischental und werden promt von Soldaten verjagt, da die chinesische Grenze zu nah ist. Von da an wirds nur noch haesslich. Es startet mit Hagel, der uns ins Gesicht peitscht und endet mit starkem Schneefall. Natuerlich alles bei Wellblechpist einen weiteren Pass hinauf, denn der tadjikische Grenzposten befindet sich fast auf der Passhoehe. Kurz danach faellt Martin die Kette raus, dann bricht die Schraube seines vorderen Gepaecktraegers und auch gleich noch eine Speiche. Da es ausserdem langsam dunkel wird, campen wir auf 4000 Metern im Niemandsland, bei immer staerker werdendem Schneefall und immer schlechter werdenden Laune. Zuguter letzt kippe ich zuviel Salz in den zNacht, aber Martin isst den Topf dennoch tapfer leer. Naechstentags ist erst mal Veloflicken angesagt, immer noch bei Schneefall. Als Martin am spaeten Vormittag scheinbar alles wieder gerichtet hat, bemerkt er glatt eine weitere stark verbogene Speiche und der Spass geht von vorne los. Dennoch, wir passieren die Grenze zu Kirgistan ohne Probleme und sind zum spaeten Zmittag in Sary Tash, der ersten Siedlung ennet der Grenze. Inzwischen regnet es wieder und ich ueberlege mir wirklich, die letzten zwei Tagesetappen bis Osch auf einen der Chinesischen Trucks aufzuspringen. Aber der Ehrgeiz ist dann doch groesser. Wir bewaeltigen nochmals einen Pass und machen uns dann zufrieden ueber die Tagesleistung auf die Suche nach einem huebschen Zeltplatz. Wir fragen einen Schafhirten, hoch zu Ross, ob wir in seinem Tal campen duerfen und werden spontan zu ihm nach Hause eingeladen. Da es schon wieder zu regnen beginnt, nehmen wir gerne an. In den suedlichen Taelern Kirgistans lebt der aermste Teil der Bevoelkerung. Nichts desto Trotz werden wir koeniglich bewirtet. Es gibt frischgebackenes Brot, dicker Rahm, Beerlikonfi und Joghurt. Alles aus eigener Produktion. So kommen wir dann natuerlich gleich schon am ersten Tag in den Genuss, die beruehmte gegorene Stutenmilch, genannt Kimis zu degustieren. Waehrend Martin verweigert, probiere ich mutig, und natuerlich muss ich fuer meine Neugier mit ziemlich viel Magengerumpel zahlen. Wir bedanken uns mit einem kleinen Ketteli fuer die Tochter und spenden unsere Guezli, ueber die sich die ganze Familie sogleich hermacht. Toilette gibt es weder im Haus noch draussen, alle schlafen im gleichen Raum, der saunaheiss aufgeheizt wird. Martin und ich ziehen es vor im ungeheizten Vorzimmer zu schlafen.

Eine weitere Tagesetappe bringt uns ueber zwei weitere Paesse und belohnt uns mit einem Downhill auf mittlerweile fast schon hervorragenden Strassen. An uns vorbei werden Lastwagenfuhren von jungen Maennern, parolenschreiend und groelend, mit Schlagstoecken und Aexten gekarrt. Bald schon bekommen wir mit, dass sie unterwegs sind nach Osch, wo Unruhen herrschen und wohin wir - das machen uns alle klar - auf keinen Fall gehen sollen. Wir beraten und versuchen genaueres zu erfragen, niemand spricht Englisch, wie schlimm ist die Situation wirklich, eigentlich hatten wir uns sehr auf eine warme Dusche in Osch und auf einen Restaurantbesuch gefreut. Martin tendiert dazu weiterzufahren, ich moechte mir zuerst ein genaueres Bild verschaffen. In den Doerfern, die wir passieren, herrscht Ausnahmezustand. Die Maenner hocken zusammen, diskutieren und organisieren die Abfahrt der Juengeren. Und auch die Frauen sitzen beisammen, machen ernste Gesichter und scheinen besorgt. Immer wieder rufen sie uns zu, wir sollen hierbleiben oder umkehren. Aber wohin, den Weg zurueck ueber die Paesse nach Sary Tash wollen wir uns nicht zumuten. In einem Dorf 30 km vor Osch haben wir immer noch kein Handyempfang. Schliesslich fuehrt mich ein Herr in einem halbstuendigen Walk auf den Hausberg des Dorfes, wo viele Leute hocken und wo es dann tatsaechlich Empfang gibt. Von Sabine empfange ich die News, dass wir von Osch fernbleiben sollen und auch aus der Schweiz bekomme ich Nachricht, dass in Osch der Ausnahmezustand herrscht. So fragen wir bei einem abgelegenen Bauernhof, ob wir die Zelte aufschlagen durfen. Martin haut sich am gleichen Abend noch mit dem Stein auf den Finger und der Fingernagel ist danach querdurch aufgeschlitzt. Prima, so viel Pech aber auch. Wenigstens brauchen wir so den Ersthilfekoffer mal ...

Naechstentags versuchen wir wieder neues zu erfahren, ich telefoniere mit Sabine, die mit einigen anderen Touris mit dem Minibus nach Bishkek ausgefahren werden. Wir entschliessen uns Osch bestmoeglich zu umfahren, was uns gelingt. Aber auf der Hauptstrasse nach Oezgoen herrscht ebenfalls Chaos. Autos mit eingeschlagenen Scheiben und ohne Nummernschilder rasen an uns vorbei. Familien quetschen sich mit Koffern und Vieh in Busse und Autos. Wir versuchen Benzin aufzutreiben, aber es gibt keines mehr. Inmitten dieses Durcheinanders haelt ein Auto mit einem englischsprechenden Mann, der uns anbietet ein Taxitransport nach Bishkek zu organisieren. Wir vereinbaren, uns erstmal bei ihm zu Hause zu treffen. Wir kommen dann auch sicher im eher nobleren Haus in Leninskoey an, werden erstmal verkoestigt und ins Bad gesteckt, inzwischen stinken wir wohl ziemlich. Wir sprechen viel ueber die aktuelle Situation und spueren, die Verzweiflung ueber die erneute Eskalation. Leider verschlechtern sich die Bedingungen am naechsten Tag nochmals, sodass kein Taxi organisiert werden kann. So machen wir uns dann per Velo auf den Weg nach Oezgoen, wo ich mich auf die Suche nach einem Transport mache. Martin hat sich entschlossen nach Jalalabad und von dort aus in die Berge nach Naryn zu fahren. Ich moechte mich zuerst mal gruendlich ueber die Situation informieren, was derzeit nur im Norden moeglich ist, da die Internetzugaenge im Sueden nicht zugaenglich sind. Nach einigem Herumfragen finde ich tatsaechlich einen Minibus, der bereit ist mich fuer US Dollars mitsamt Velo nach Bishkek zu befoerdern. Ich kann mein Glueck kaum fassen. Wir sind zu Sechst im Bus, meine Mitfahrer alle unter 25 Jahren alt und bei allen wissen die Eltern nicht, dass ihre Kinder in den Norden fliehen. Die ersten drei Stunden fahren wir auf den Boden geduckt und bei geschlossenen Vorhaengen durch den Unruhenherd. Einmal warten wir eine Stunde, um zu erfahren, ob vor uns fahrende Autos die Strecke bewaeltigen konnten. Schliesslich starten wir, sind dann aber sehr beunruhigt, als uns ebendiese Fahrzeuge wieder entgegenkommen. Unser Fahrer wagt es dennoch. Bei Sperren gibt er tuechtig Gas und wir halten den Atem an. Vorbei an neuen Schlaegertruppen, vorbei an Jalalabad, vorbei am Usbekischen Dorf nach Jalalabad. Irgendwann glauben wir es ist ueberstanden, wir machen Mittagspause. Die Solidaritaet unter den Fluechtenden ist gross. Wir stoppen drei mal um einem anderen Wagen mit Benzin und einer Reperatur zu helfen. Ich erfahre, dass meine Mitfahrer angehalten wurden, nur eine kleine Tasche mitzubringen. Als mir klar wird, dass mein Velo nur mit Hilfe von Dollars befoerdert wird und andere deswegen zurueckstecken mussten, fuehle ich mich sehr schlecht. Die Fahrt nach Bishkek dauert 14 Stunden, insgesamt ein nervenaufreibender Trip, denn unser Minivan hat nicht grad die besten Bremsen und schlingert bei den Passfahrten bedenklich. Gegen Mitternacht werde ich fuersorglich an der gewuenschten Ecke Bishkeks ausgeladen und Sabine kommt auch schon um die Ecke, um mich abzuholen. Das Bett im Guesthouse wird frisch bezogen, alles ist sauber, viele Travellers. Erschoepft und dankbar gibt es endlich Schlaf.

Mittwoch, 16. Juni 2010

Bishkek, Kirgistan

Good News: Ich konnte mich per Minibus vom Unruhenherd im Osh und Jalalabad, Kirgistan nach Bishkek im Norden absetzen. Die Lage hier ist ruhig, aber die Geruechtekueche brodelt. Die Uebergangsregierung spricht von einer Beruhigung, aber die internationalen Medien sagen eine Lageverschlechterung voraus. Der weitere Verlauf meiner Reise ist noch unklar, Reiserouten sind teilweise abgeschnitten, Visas fehlen und Freunde, die ich in Osch treffen wollte, sind nicht kontaktierbar. Nun geh ich erst mal einige Tage in die Berge zum Trekking, um auf andere Gedanken zu kommen.

Bilder vom wunderschoenen Tadjikistan folgen ....

Ach ja und die bad News :-( Hab meine Kreditkarten verloren und mein Mobile inkl. SIM Card dazu. Per sofort nur noch per Mail erreichbar.