Caretta auf der Seidenstrass

Eine Veloreise von der Schweiz nach Australien und Suedamerika

März 2009 - Januar 2010 Schweiz - Ägypten

Mai 2010 - Juli 2011 Tadjikistan - Australien

August 2011 - ??? Peru Richtung Feuerland



Donnerstag, 25. August 2011

Lima, Peru

Nach einer 81 stuendigen aus Fliegen und Warten bestehenden Odyssee sind wir am 23.8., abends um elf in Lima gelandet. Wir sind untedessen mit einem Lonely Planet bewaffnet, haben eine mehr der Uebersicht dienende Karte erstanden und schon mal Pollo mit Fritten gemampft. Morgen gehts bereits los in die Berge. Von Meereshoehe geht es in einem ersten Schritt auf 4800 Meter rauf. Mal schauen, wie viele Tage wir dafuer benoetigen .... Vor lauter Aufregung bald in die beruehmten Anden zu sehen, sind wir ganz kriebelig ... juheeee !!!

Donnerstag, 18. August 2011

Indonesien


Letzte Tage in Timor Leste
Von Dili radeln wir in zwei Tagen bis zur Indonesischen Grenze. Seit Australien haben wir immer wieder Platten. So stehen wir auch auf dieser Strecke immer wieder inmitten einer Menschentraube, die gespannt unsere Reperaturkünste verfolgt.

Wir pfusen in der Kirche
Beim Mittagessen erzählt uns die Restaurantbesitzerin von ihrem Freund dem Pfarrer im 30 km entfernten Dorf Loes. Dort können wir bestimmt unterkommen, meint sie. Somit ist unser Ziel des Tages klar. Pastor Zypriano und seine Familie nehmen uns herzlich auf. Wir dürfen unser Zelt in, ja genau IN, der Kirche aufschlagen und die Frau des Pfarrers besteht darauf, uns am Abend bekochen zu dürfen. Die Familie lebt in sehr bescheidenen Verhältnissen, das Haus in dem sie wohnen, hat keinen einzigen geschlossenen Raum. Ueberall fehlen Wände, Türen und Fenster. Die Toilette und die Kübeldusche ist im Garten. Von fliessendem Wasser oder eim Gaskocher können sie nur träumen. Dennoch, für uns wird ein Festmahl gekocht: Zwei Sorten von Geflügel, Gemüse und Reis. Das weisse Tischtuch wird hervorgekramt und die zweijährige Tochter, namens Angelika, hergezeigt. Der Pfarrer und seine Frau haben sich in Java beim Theologiestudium kennengelernt. Der ebenfalls anwesende Bruder hat 5 Jahre Theologie in Brasilien studiert. Finanziert von der Kirche.

Land Nummer Zweiezwanzg: Indonesien
Zuerst denken wir noch, dass das Grenzprozedere von kurzer Dauer ist, am Ende dauert es dann aber doch drei Stunden bis wir in Indonesien sind. Grund hierfür ist Ineffizienz. Wir müssen uns auf beiden Seiten je beim Zoll, bei der Passkontrolle, beim Militär und der Polizei melden. Jede Instanz schreibt dann von Hand unsere Namen, Passnummer, Visanummer etc in die vor ihnen liegenden Hefte ab. Zwischendurch suchen sie wildblätternd die gewünschten Details auf den manchmal kaum leserlichen Stempeln. Ab und zu bleiben sie dann auch – ausschliesslich aus Neugierde natürlich – bei Stempeln aus anderen Ländern hängen. Unsere Pakistani- oder Bangladesh Visa sorgen immer wieder für Interesse. Natürlich auch Gaets Afghanistan- und Irakeintrag. Hätten die netten Herren bloss einen Computer, so müssten die Daten nur einmal und nicht viermal erfasst werden. An mangelnden Finanzen kann es nicht liegen, die Timoresen haben nämlich sogar eine hochmoderne, riesengrosse Maschine, die Sprengstoff in Fahrzeugen orten kann. Etwas unpraktisch dabei ist vielleicht, dass die meisten Fahrzeuge links und rechts an der Maschine vorbeifahren, was allerdings keinen wirklich kümmert.

West Timor
Im Westen Timors ist alles echli moderner. Dies ist dann auch in den nächsten zwei Monaten die Regel. Je weiter westlich wir kommen, desto besser die Infrastruktur, desto mehr Touristen, desto höher der Komfort, desto mehr Einheimische sprechen Englisch.

In Kupang warten wir drei Tage auf die Fähre die uns nach Flores bringen soll. Wir bekommen die Auskunft, dass das Boot um 4 Uhr Nachmittags ablegt. Als wir um zehn vor zwei am Hafen einfahren, können wir grad noch aufs Schiff aufgumpen. Glück gehabt. Die 16 Stündige Fahrt wird trotz dem erkämpften Sitzplatz unangenehm. Die Toiletten sind dreckig, es schaukel, sodass uns schlecht wird, es ist unglaublich laut, ueberall Hühner, Schweine und Menschen, die kreuz und quer rumliegen. Wir sind froh, dass die Ueberfahrt im Hafen von Ende ein Ende hat.



Flores
Wir lassen unsere Velos in Ende und machen einen Zweitagesausflug ins Bergdorf Moni. Dort gibt es eine Vulkanlandschaft, genannt Kelimutu, mit drei verschiedenfarbigen Kraterseen zu sehn. Mit zwei Töfflimannen düsen wir um 5 Uhr morgens zum Sonnenaufgang auf den Berg. Vom anschliessenden 3-stündigen Spaziergang zurück ins Tal haben wir noch zwei Tage später Muskelkater. Etwas alarmiert stellen wir den desolaten Zustand unserer Wandermuskeln fest.

Eine Schiffahrt, die ist lustig …
Von Ende gelangen wir nach Labunbajo, dem im Westen Flores’ gelegenen Hafenstädtchen. Wir uebernachten in einem einfachen Homestay, wo uns das schwüle Klima, die Ratten und Mücken die Nacht versüssen. Schon lange haben wir beabsichtigt von hier aus per Boot die Komodo Inseln zu besuchen. Die Ausflugsangebote sind vielzählig, schnell haben wir etwas passendes gefunden. Als wir einige Tage später unsere Velos im Bauch des Bootes unterbringen, stellen wir erstaunt fest, dass bereits zwei Göppel in der Ecke liegen. Woow, es sind die Velos von Vero und Leo aus Italien. Endlich treffen wir mal wieder Gleichgesinnte! Während der 4 tägigen Ueberfahrt nach Lombok haben wir stundenlang Zeit Erfahrungen auszutauschen. Solche Begegnungen mit anderen ‘Langzeitreisenden, schätzen wir sehr. Vero und ich nutzen die Möglichkeit endlich mal wieder ein Frauengespräch zu führen. Es hilft mir zu hören, wie andere Paare mit ihren Reiseproblemi und Empfindungen umgehen.  Auch mit den restlichen 6 Mitreisenden haben wir Glück, wir sind eine lustige Runde.

Bei den Ungeheuern
Die riesigen Drachen auf Komodo zeigen sich dann von ihrer besten Seite. Sie schwingen ihre scheinbar schwerfälligen Leiber dinomässig durch den Urwald, züngeln was das Zeugs hält. Aber Achtung: Die Dinger können es bei einer Verfolgungsjagd locker mit uns Menschen aufnehmen. Und wären wir dann erst mal gebissen, wären wir auch schon mit dem tödlichen Gift ihres Speichels infisziert. Zwei Wochen später würden wir tot umfallen, um dann von den Ungeheuern genüsslich (nehme ich doch mal an) verspachtelt zu werden. Bon App! -  Aber dazu kommt es nicht, die Echsen sind  friedlich, haben wohl grad gefuttert. Und  auch wenn, in Bali gäbe es schliesslich ein Gegengift..

Fischli luege
Immer wieder halten wir an schönen Riffen, damit wir uns, mit Maske und Schnorchel ausgerüstet, die einmalige Unterwasserwelt dieser Gegend anschaun können. Einmal stoppen wir bei einer Insel mit einem hübschen Süsswasserfall und einem zum Plantschen einladenden Pool. Herrlich. An einem anderen Morgen machen wir eine kleine Wanderung zu einem Kratersee. Alles in allem ist es eine gelungene Schiffahrt, mit feinem Essen, gemütlichen Stunden, in denen wir das weite Meer nach gumpenden Delfinen absuchen, die wir natürlich auch sehen. Am vierten Tag kommen wir in Lombok an, was mich nur deshalb freut, weil ich unterdessen doch etwas seekrank geworden bin.

,Mer gönd uf d’Gilis,
tönt es in Lomboks Feriendestination Sengiggi von allen Seiten. Die Gilis sind kleine Inseln, die sich rund um Lombok verteilen. Jede hat einen eigenen Charakter. So gibt es eine Partyinsel, eine Honeymoon Insel, eine Single Insel ....die berühmtesten drei Gilis befinden  sich nordwestlich von Lombok. Natürlich wollen wir da auch  hin und bald schon tummeln wir uns mit Tausenden von Backpackern auf Gili Travangen, der Partyinsel. Wir haben uns vorallem deshalb für Travangen entschieden, weil die Unterkünfte hier günstiger sind. Aber das Rambazamba ist uns dann doch etwas zu viel. Wir verziehen uns in ein ruhigeres Eckchen und verbringen dennoch eine erholsame Strandwoche.

Rinjani, der höchste Berg Indonesiens
Auch die Besteigung des rund 3700 hohen Vulkanbergs Rinjani, ist eines der Dinge, die wir in Indonesien unbedingt machen wollten. Im Vorfeld haben wir uns allerdings kaum Gedanken über den Schwierigkeitsgrad des 4tägigen Trecks gemacht. Umso mehr verunsichert es uns, als uns einige Schauergeschichten zu Ohren kommen. Unglaublich anstrengend soll es sein, extrem windig und auf dem Gipfel eiskalt. Na ja, denken wir, als berggewohnte Schweizer haut uns das nicht um. Und so kommt es dann, dass wir am ersten Tag 2000 Höhenmeter zu bewältigen haben, was nach einem Jahr Wanderpause gar nicht mal so ohne ist. Doofer ist noch, dass sich meine Füsse längst nicht mehr an Wanderschuhe gewohnt sind und diese Aktion mit je zwei brenndenden Blasen pro Fuss quittieren. Na bravo … und so was will ein Wandervogel sein. Nach Zureden von Gaets entschliesse ich mich dann doch den Gipfel in Angriff zu nehmen. So kämpfen wir uns um drei Uhr morgens (in Gesellschaft einiger anderer Deppen) auf den Schutthügel. Ein Schritt rauf, einen halben zurück. Aber oben ist es dann wunderbar, wir sehen rund um die Insel, zum Kratersee runter und bis zu den Vulkanen Balis. Speziell wird das Erlebnis auch deshalb, weil unser Guide auf dem Gipfel ein kleines Feuerchen zum Händewärmen anmacht. Uns so haben auch wir ein Höhenfeuer am Erschten August.

Zur Erholung
Und weil wir nächstentags vor lauter Muskelkater kaum laufen können, verziehen wir uns gleich nochmals auf die Gilis. Joo gellet, so schön sött mers haa. Diesmal verbringen wir eine Woche auf Gili Air, es ist ein ruhiges Fleckchen und wir geniessens in vollen Zügen. Gut ist, dass wir ja nun in einer touristischen Gegend sind. Es wimmelt von gut ausgestatteten Second Hand Bookshops .. so wirds uns definitive nicht langweilig.

Bali
Eine beinahe leere Fähre  bringt uns von Lombok nach Bali. Meine Güte, die Timoresen können von so einem luxuriösen Passagierschiff nur träumen. Dabei ware das Boot dort viel besser besetzt und genutzt. Tja, es ist klar, wo die Indonesischen Behörden das Geld einsetzen. Bali gleicht einem touristischen Rummelplatz. Es gibt nix, was du hier nicht kaufen oder tun kannst .. okee, das mit dem Skifahren würde etwas schwierig werden. Und zugegebenermassen kommen wir auf unserer 5 tägigen Töfftour um die Insel auch an abgelegenere Oertchen vorbei. Es ist aber offensichtlch, dass der Lebensstandard der Balinesen um Klassen höher ist als auf den Nachbarinseln Timor, Flores und Lombok. Auch das Flair der meist Hinduistischen Bevölkerung zur Schmückung von Häusern, Tempeln und Feldern trägt viel dazu bei, dass Bali äusserst hübsch daherkommt.

Die meiste Zeit verbringen wir aber in Kuta, dem Touristenzentrum Balis. Grund hierfür ist, dass wir noch einiges zu organisieren und erledigen haben, bevor uns der Flieger nach Peru bringt. Hier in Kuta geht dies am einfachsten.

He was a Skaterboy… (Avril Lavigne)
Seit Monaten  liegt mir Gaets nun schon in den Ohren, wie sehr er das Skatboarden vermisst. Einem Sport, dem er zu Hause während 9 Jahren zeitintensiv gefrönt hat. Nun ist es endlich so weit: natürlich gibt es in Kuta auch einen Skatepark. So sehe ich meinen Skaterboy bald schon vergnügt die Halfpipe rauf und runterrollen. Bald packt ihn dann auch der Ehrgeiz. Unter wachsamen Augen der hiesigen Skaterszene, übt er Trick für Trick wieder ein und wird entsprechend beklatscht. Meine Bewunderung ist gross und natürlich bin ich auch mächtig stolz, auch wenn ich nur auf dem Bänkli hocke.

Ready for Takeoff
Die Velos sind in Schachteln verpackt, unsere Ausrüstung geflickt, ergänzt und aussortiert. Unsere Gedanken sind bereits etwas in Peru, wir freuen uns extrem aufs trockene Klima, die Berge und die Kälte.

Mittwoch, 17. August 2011

Timor Leste 21.06.2011 - 07.07.2011

Timor Leste
Der anderthalb Stunden Flug von Darwin nach Dili in East Timor wird mit der wohl kleinsten Maschine im Internationalen Flugverkehr durchgefuehrt. Gerade mal 30 Sitze hat das Flugzeug und entsprechend schwierig ist es, unsere zwei Velos im Bauch des kleinen Huepfers unterzubringen. Von oben vermittelt Timor einen entzueckenden Eindruck: idyllische Straende, eine wenig befahrene Kuestenstrasse und in der Mitte eine beeindruckende Gebirgswelt mit bis zu  3000 Meter hohen Gipfel und engen, fruchtbaren Taelern. Scheinbar unbewohnt .. denken wir noch.

Welcome to Paradise
Mit dem Immigrationprozedere nimmt man es hier nicht so streng. Noch ohne Visum wird Gaets von einem der Flughafenangestellten fuer den Gang zur Toilette in einen Hinterhof geschickt. Dafuer kassieren sie aber in einer Selbstverständlichkeit die 30 Dollar, die wir fuer das Visum on Arrival hinblaettern. Touristen sind hier gern gesehn und ziemlich selten, wie wir spaeter feststellen. Dennoch, Kevin, ein Velofahrer aus Tasmanien, kommt mit uns an. Nachdem unsere Velos zusammengebastelt sind, uebernimmt er die Fuehrung fuer die kurze Fahrt ins Stadtzentrum.

Auch zu Boden verzaubert mich Timor Leste. Eine Wohltat fuer meine Sinne, die sich in Australien  in einen ‘Winterschlaf’ verzogen haben. Frucht- und Gemuesemärkte, quirliger Verkehr, fröhliche Gesichter und Schulkinder ueberall. Hier pulsiert das Leben wieder, yeah.

Dili, die Stadt der UNO aaaeh des Friedens
Je näher wir jedoch dem Zentrum kommen, desto mehr werden die Strassen dominiert von voluminösen, weissen UNO Pickups, NGO Jeeps, Fahrzeugen der UN und Timor Police . Darin sitzend in Freizeitkleidung Howdy-Australier, upper class Timorese, Malaysier, Franzosen .. oft mit  der ganzen Familie, bereit fuers Strandpicknick oder den Ausflug in die kuehlen Berge. Wir sehen diese Fahrzeuge spaeter bei unserer Rundreise um die Insel oft. Ausserhalb von Dili haben wir aber selten einen Auslaender ausserhalb seines Fahrzeugs oder Unterkunft gesehen, was uns vermuten laesst, dass sie wohl den Kontakt mit der Landbevoelkerung meiden. Sowieso, was machen die vielen UN Leute eigentlich hier? Weder UN Angestellte, NGO Arbeiter noch die Einheimischen koennen uns diese Frage wirklich beantworten. Es geht wohl darum, Praesenz  zu markieren. Und da dies ziemlich langweilig ist, werden die Muskeln gestaehlt und am Wochenende am Stadtstrand zur Schau gestellt.

Marktpreise, der Dollar und die Wirtschaft
Nicht nur sorgt die UN Praesenz fuer ein Wildwest Ambiente, sondern sie stuerzt das kleine Land in eine – meiner Meinung - hoechst ungesunde Wirtschaftslage. Waehrend das Durchschnittseinkommen auf dem Land rund ein Dollar pro Tag betraegt, mieten die UN- und Hilfswerkler schon mal ein Haus fuer 3000 Dollar pro Monat, residieren an Wochenenden in einer alten Portugiesischen Pousada fuer 60 Dollar die Nacht oder dinieren in den eigens für sie bereitgestellten Beachretreats. Natürlich haben wir auf unserer Reise schon einige Laender mit einer Zweiklassengesellschaft gesehen. Immer aber war Infrastruktur wie Einkaufsmöglichkeiten, Unterkuenfte und Restaurants für alle Klassen vorhanden. Hier aber kostet die günstigste Unterkunft 10 Dollar pro Person, ein Nasi Goreng im Dorfrestaurant 2 Dollar und in Supermärkten herrscht Australisches Preisniveau. Sogar die Einheimischen ziehen auf dem Markt US Dollars aus der Tasche. Dass sich diese Fremdwährung für ein Drittweltland nicht eignet, zeigt sich auf dem Lebensmittelmarkt. Anstelle von Kilopreisen herrscht hier der Dollarpreis. Dies bedeutet, dass nicht 1 kg Reis fuer einen bestimmten Preis gehandelt wird, sondern man reicht 1 US Dollar ueber den Ladentisch und fragt, wieviel Blechdosen Reis man dafuer bekommt. Richtig gelesen, es ist das erste Land, das wir bereisen, in dem nicht mit Masseinheiten verhandelt wird. Preisvergleiche sind so nicht möglich. Wie uns ein Gespräch mit einigen Agrarwissenschaftlern bestätigt, haben die Bauern oft selbst keine Ahnung, wieviel sie für ein bestimmtes Gut verlangen können. Shopbesitzer, im abgelegenen Süden des Landes, vergessen auch schon mal, dass sie für die Transportkosten ihrer Waren etwas verlangen sollten.  

Es wird gemunkelt, dass sich die UNO in den nächsten 2 Jahren grösstenteils aus Timor Leste zurückziehen wird. Nach Jahren der UN Besetzung exgüsi Unterstützung, würden die Timoresen mit dem Problem des Wegfalls ihrer wichtigsten Einnahmequelle (der Beherbergung der UNO) alleingelassen.

Tour de Timor
Inspiriert durch die jährlich stattfindende Tour de Timor, gemäss dem Veranstalter, dem härtesten Mountainbike Rennen der Welt, starten wir unsere Rundreise entlang der Nordküste Richtung Baucau, der zweitgrössten Stadt Timor Lestes. Die Strasse ist von Schlaglöchern geprägt, doch meist asphaltiert. Die Steilheit zwingt uns einige Male aus dem Sattel, aber wir haben ja Zeit. Die Küstenlandschaft ist traumhaft, mittags baden wir in menschenleeren Buchten, wir kaufen fritierte Bananen und campieren mit Meersicht. Die 20 km Steigung vor Baucau machen uns langsam. Die Stimmung in der Bevölkerung ändert sich etwas, wir werden begrölt, um Wasser angebettelt und in jedem Dorf folgt uns eine kreischende Kinderschar: Malaaai, Malaai, Ausländer, Ausländer. Wir fühlen wir uns nicht gerade willkommen. Als mir ein kleiner Racker dann auch noch Bananen vom Gepäckträger stiehlt platzt mir der Kragen. Ich renne dem Dieb nach, der sich in seinem Haus versteckt. Wütend gebe ich den verdatterten Eltern zu verstehen, was passiert ist. Auch ohne gemeinsame Sprache rücken sie verlegen des Sohnes ,Diebesgut, raus. Von nun an verpacken wir alles Essbare in den Taschen.

Als wir in Baucau einfahren, herrscht buntes Treiben. Anlässlich eines katholischen Festtages (ev. Pfingsten?) zieht eine Menschenprozession durchs Städtchen. Weissgekleidete Nonnen, kreuztragende Gläubige, sonntagsröckchentragende Mädchen mit ihren Familien. Es wird gesungen, bedetet und andächtig geschaut. Ja, die Portugiesische Kolonialmacht hat in Timor Leste gute Missionarsarbeit geleistet.

Ueber die Berge in den Süden
Wir sind früh unterwegs, denn morgens sind die Kinder in der Schule und das nervenraubende Malaai Geschrei bleibt aus. Nachmittags trudeln wir im Bergdörfchen Venilale ein. Wir möchten hier im Kloster übernachten. Nicht etwa aus religiösen Gründen, nein, die Kirche besitzt in Timor Leste das flächendeckenste Unterkunftsangebot. Wir logieren im hochsauberen Gästezimmer, ein Bett mit Springmatraze und weissen Laken, Luxus pur. Die Mutter des Klosters ist weltgewandt, es ist eine Freude mit ihr plaudern.

Von nun an ist die Strassen schlecht. Nach jeder Regenzeit müssten sie eigentlich saniert werden. Aber seit einigen Jahren wird in diesen Teil des Landes nur noch wenig Geld investiert. Es ist das Land der Fretilin, jener Rebellen, die das Land während dem Krieg gegen Indonesion so tapfer verteidigt haben. Heute sind die Anhänger aufständisch gegen die Regierung. Sie sind eine Minderheit und zudem eine Bergbevölkerung, oft ohne Schulbildung, mausarm und wie uns erscheint ziemlich wild.

An der Südküste erreichen wir die Stadt Viqueque, dem so ziemlich hässlichsten Ort, in dem wir je übernachtet haben. Entlang der schlammigen Strasse stehen Häuser, die ihren Unrat direkt in den parallel fliessenden Fluss leiten oder schmeissen. Schweine und Ratten überall.

Zurück im Territorium der Kroks
Das Klima an der Südküste gleicht dem in Darwin. Auch soll es hier immer wieder Unfälle mit Krokodilen geben. Die Einheimischen meiden die Mangrovenregionen und ausser den Fischern in ihren Booten, wagt sich niemand nahe ans Meer. Das Krokodil gilt, auch nach harter J Missionsarbeit, immer noch als die Schöpferin der Insel, welche nicht erzürnt werden soll. Dies alles wird uns allerdings erst Tage später erklärt, nämlich als wir unsere Verwunderung schildern, dass wir jeweils die wunderschönen Strände ganz für uns allein hatten. Tja ….

Schlammschlacht
Die Strassen im Süden sind in unglaublich schlechtem Zustand. Für mehr als zweirädrige Fahrzeuge gibt es auch jetzt in der Trockenzeit kein Durchkommen. In der Regenzeit ist diese Region von der Aussenwelt abgesschnitten. Das Queren von Flüssen ist noch eine der angenehmeren Streckenabschnitte. Oft bewegen wir uns in knöcheltiefem Morast. Es versteht sich, dass wir unsere Räder schieben. Ab und zu versucht ein Einheimischer mit seinem Motorrad durchzukommen. Dann spritzt der Schlamm in alle Richtungen. Irgendwann steht die Strasse dann schliesslich für rund einen Kilometer im metertiefen Schlammwasser. Hier weichen Fussgaenger, Töfflifahrer und wir auf den erhöhten Morast neben der Strasse aus. Wir zerren an unseren Velos, deren Räder bald blockieren. Die Sitation ist zum verzweifeln komisch, wir lachen zusammen mit den Einheimischen. Am nächsten Wasserloch putzen wir dann alle unsere Vehikel und starten das Prozedere von vorne. Wiedereinmal wird mir klar, wie sehr sich meine westliche Einstellung von der der Einheimischen unterscheidet. Ihre kurzfristige Denkweise, das Akzeptieren von Begebenheiten, es gibt kein Klagen und Lamentieren, aber auch die Starrheit ihrer Gedankenwelt und Innovationsarmut erscheint mir prägend.

Auf unerfreuliche Begegnungen folgt  …..
An einem Nachmittag, verlassen wir die Südküste und radeln wieder Richtung Norden, rauf in die Berge. Unser anfänglicher Plan, das auf  500 Höhenmetern liegende Dorf Same, mit seinen Unterkunftsmöglichkeiten, bis zum Einbruch der Dunkelheit zu erreichen, erscheint bald unmöglich. Die Strasse ist teils wieder so steil, dass wir schieben müssen. Ab und zu helfen uns Kinder mit viel Eifer dabei. Nur die halbwüchsigen Burschen machen uns auch hier das Reisen schwer. Wir werden beschimpft, belacht, auch schon mal mit etwas beworfen. Immer wieder jagen sie uns hinterher, um etwas zu stehlen oder einfach um eine Reaktion zu erzwingen. Unsere Nerven liegen nach dem anstrengenden Tag blank und immer noch gehts steil bergauf.. Irgendwann wird es Gaets zu bunt. Er steigt vom Velo und packt den erstbesten Jüngling am Kragen. Dieser duckt sich bald wimmernd, da ihn Gaets lautstark beschimpft und sein Shirt immer noch in festem Griff hat.. In einer Riesenhysterie stehen nun 20 weitere Burschen um das Paar, ratlos wie sie ihren Kumpanen aus der misslichen Lage befreien könnten. Ich beobachte das Szenario aus etwas Entfernung und hoff auf ein glimpfliches Ende. Glücklicherweise zeigt sich bald ein etwas älterer Mann als Vermittler und entschuldigt sich in Englisch für das Benehmen der Jungen.

… eine erfreuliche Begegnung oder die Rettung
Gehetzt vom unfreundlichen Klima, der einbrechenden Nacht und den nicht vorhandenen Campmöglichkeiten erreichen wir schliesslich in völliger Dunkelheit Same. Die letzte Stunde habe ich gegen Tränen angekämpft und lasse sie nun vor Erleichterung rollen. In einem hellerleuchteten Haus erkundigt sich Gaets nach einem Hotel. Die Ueberraschung ist gross, als ihm gleich auf Franzöisch geantwortet wird. Valentin ist ein Franzose mit marokkanischen Wurzeln und arbeitet für ein Agrar Hilfswerk in Same. Er lädt uns ein die Nacht im Haus des Hilfswerks zu übernachten. Bald schon erhitzt er uns einen Rieseneimer Heisswasser für die Dusche, denn wir zittern unterdessen wie Espenlaub. Wir dürfen im freistehenden Zimmer eines Kollegen übernachten und sein Arbeitskollege Matthieu kocht uns einen feinen Znacht.
Trotz unserer Erschöpfung diskutieren wir bis spät in die Nacht hinein und erfahren viel über ihre Arbeit und Erfahrungen in Timor Leste. Vorallem mit Cecile, der Kollegin der Beiden, verstehe ich mit prima. Als uns die Drei anbieten, nächstentags mit dem Jeep des Hilfswerks nach Dili zu fahren, ändern wir unsere Pläne spontan. Wir haben genug! J’en ai marre!

Vom Pläneschmieden und Werweissen
Schon seit Monaten fällt unser Diskussionsthema immer wieder auf den Fortgang unserer Reise. Vorallem in Australien ist uns bewusst geworden, dass  wir etwas reisemüde geworden sind. Wir begegnen den Menschen und Naturschönheiten nicht mehr mit allzuviel Enthusiasmus, wir vermissen unsere Familien und Freunde zu Hause und sehnen uns nach einem Heim und Geborgenheit. Nach fast 2.5 Jahren auf der Achse scheinen mir diese Bedürfnisse ,normal,, irgendwann mussten sie ja kommen. Nun nach unserer Reise durch Timor ist unser Reisehunger allerdings wieder geweckt. Wir freuen uns auf zwei interessante Monate in Indonesien.

Zurück in Dili fassen wir deshalb einen Entschluss: Nach etlichen Stunden Rechere im Internet und tatkräftiger Unterstützung von zu Hause (danke Peeti!!!) buchen wir unseren Flug nach …. Lima, Peru!!! Die Erleichterung, dass das Werweissen endlich ein Ende hat, hat inzwischen in eine heftige Vorfreude auf den neuen Kontinent umgeschlagen. Flugdatum ist der 21.8., Südamerika, wir kommen!