Letzte Tage in Timor Leste
Von Dili radeln wir in zwei Tagen bis zur Indonesischen Grenze. Seit Australien haben wir immer wieder Platten. So stehen wir auch auf dieser Strecke immer wieder inmitten einer Menschentraube, die gespannt unsere Reperaturkünste verfolgt.
Wir pfusen in der Kirche
Beim Mittagessen erzählt uns die Restaurantbesitzerin von ihrem Freund dem Pfarrer im 30 km entfernten Dorf Loes. Dort können wir bestimmt unterkommen, meint sie. Somit ist unser Ziel des Tages klar. Pastor Zypriano und seine Familie nehmen uns herzlich auf. Wir dürfen unser Zelt in, ja genau IN, der Kirche aufschlagen und die Frau des Pfarrers besteht darauf, uns am Abend bekochen zu dürfen. Die Familie lebt in sehr bescheidenen Verhältnissen, das Haus in dem sie wohnen, hat keinen einzigen geschlossenen Raum. Ueberall fehlen Wände, Türen und Fenster. Die Toilette und die Kübeldusche ist im Garten. Von fliessendem Wasser oder eim Gaskocher können sie nur träumen. Dennoch, für uns wird ein Festmahl gekocht: Zwei Sorten von Geflügel, Gemüse und Reis. Das weisse Tischtuch wird hervorgekramt und die zweijährige Tochter, namens Angelika, hergezeigt. Der Pfarrer und seine Frau haben sich in Java beim Theologiestudium kennengelernt. Der ebenfalls anwesende Bruder hat 5 Jahre Theologie in Brasilien studiert. Finanziert von der Kirche.
Land Nummer Zweiezwanzg: Indonesien
Zuerst denken wir noch, dass das Grenzprozedere von kurzer Dauer ist, am Ende dauert es dann aber doch drei Stunden bis wir in Indonesien sind. Grund hierfür ist Ineffizienz. Wir müssen uns auf beiden Seiten je beim Zoll, bei der Passkontrolle, beim Militär und der Polizei melden. Jede Instanz schreibt dann von Hand unsere Namen, Passnummer, Visanummer etc in die vor ihnen liegenden Hefte ab. Zwischendurch suchen sie wildblätternd die gewünschten Details auf den manchmal kaum leserlichen Stempeln. Ab und zu bleiben sie dann auch – ausschliesslich aus Neugierde natürlich – bei Stempeln aus anderen Ländern hängen. Unsere Pakistani- oder Bangladesh Visa sorgen immer wieder für Interesse. Natürlich auch Gaets Afghanistan- und Irakeintrag. Hätten die netten Herren bloss einen Computer, so müssten die Daten nur einmal und nicht viermal erfasst werden. An mangelnden Finanzen kann es nicht liegen, die Timoresen haben nämlich sogar eine hochmoderne, riesengrosse Maschine, die Sprengstoff in Fahrzeugen orten kann. Etwas unpraktisch dabei ist vielleicht, dass die meisten Fahrzeuge links und rechts an der Maschine vorbeifahren, was allerdings keinen wirklich kümmert.
West Timor
Im Westen Timors ist alles echli moderner. Dies ist dann auch in den nächsten zwei Monaten die Regel. Je weiter westlich wir kommen, desto besser die Infrastruktur, desto mehr Touristen, desto höher der Komfort, desto mehr Einheimische sprechen Englisch.
In Kupang warten wir drei Tage auf die Fähre die uns nach Flores bringen soll. Wir bekommen die Auskunft, dass das Boot um 4 Uhr Nachmittags ablegt. Als wir um zehn vor zwei am Hafen einfahren, können wir grad noch aufs Schiff aufgumpen. Glück gehabt. Die 16 Stündige Fahrt wird trotz dem erkämpften Sitzplatz unangenehm. Die Toiletten sind dreckig, es schaukel, sodass uns schlecht wird, es ist unglaublich laut, ueberall Hühner, Schweine und Menschen, die kreuz und quer rumliegen. Wir sind froh, dass die Ueberfahrt im Hafen von Ende ein Ende hat.
Flores
Wir lassen unsere Velos in Ende und machen einen Zweitagesausflug ins Bergdorf Moni. Dort gibt es eine Vulkanlandschaft, genannt Kelimutu, mit drei verschiedenfarbigen Kraterseen zu sehn. Mit zwei Töfflimannen düsen wir um 5 Uhr morgens zum Sonnenaufgang auf den Berg. Vom anschliessenden 3-stündigen Spaziergang zurück ins Tal haben wir noch zwei Tage später Muskelkater. Etwas alarmiert stellen wir den desolaten Zustand unserer Wandermuskeln fest.
Eine Schiffahrt, die ist lustig …
Von Ende gelangen wir nach Labunbajo, dem im Westen Flores’ gelegenen Hafenstädtchen. Wir uebernachten in einem einfachen Homestay, wo uns das schwüle Klima, die Ratten und Mücken die Nacht versüssen. Schon lange haben wir beabsichtigt von hier aus per Boot die Komodo Inseln zu besuchen. Die Ausflugsangebote sind vielzählig, schnell haben wir etwas passendes gefunden. Als wir einige Tage später unsere Velos im Bauch des Bootes unterbringen, stellen wir erstaunt fest, dass bereits zwei Göppel in der Ecke liegen. Woow, es sind die Velos von Vero und Leo aus Italien. Endlich treffen wir mal wieder Gleichgesinnte! Während der 4 tägigen Ueberfahrt nach Lombok haben wir stundenlang Zeit Erfahrungen auszutauschen. Solche Begegnungen mit anderen ‘Langzeitreisenden, schätzen wir sehr. Vero und ich nutzen die Möglichkeit endlich mal wieder ein Frauengespräch zu führen. Es hilft mir zu hören, wie andere Paare mit ihren Reiseproblemi und Empfindungen umgehen. Auch mit den restlichen 6 Mitreisenden haben wir Glück, wir sind eine lustige Runde.
Bei den Ungeheuern
Die riesigen Drachen auf Komodo zeigen sich dann von ihrer besten Seite. Sie schwingen ihre scheinbar schwerfälligen Leiber dinomässig durch den Urwald, züngeln was das Zeugs hält. Aber Achtung: Die Dinger können es bei einer Verfolgungsjagd locker mit uns Menschen aufnehmen. Und wären wir dann erst mal gebissen, wären wir auch schon mit dem tödlichen Gift ihres Speichels infisziert. Zwei Wochen später würden wir tot umfallen, um dann von den Ungeheuern genüsslich (nehme ich doch mal an) verspachtelt zu werden. Bon App! - Aber dazu kommt es nicht, die Echsen sind friedlich, haben wohl grad gefuttert. Und auch wenn, in Bali gäbe es schliesslich ein Gegengift..
Fischli luege
Immer wieder halten wir an schönen Riffen, damit wir uns, mit Maske und Schnorchel ausgerüstet, die einmalige Unterwasserwelt dieser Gegend anschaun können. Einmal stoppen wir bei einer Insel mit einem hübschen Süsswasserfall und einem zum Plantschen einladenden Pool. Herrlich. An einem anderen Morgen machen wir eine kleine Wanderung zu einem Kratersee. Alles in allem ist es eine gelungene Schiffahrt, mit feinem Essen, gemütlichen Stunden, in denen wir das weite Meer nach gumpenden Delfinen absuchen, die wir natürlich auch sehen. Am vierten Tag kommen wir in Lombok an, was mich nur deshalb freut, weil ich unterdessen doch etwas seekrank geworden bin.
,Mer gönd uf d’Gilis,
tönt es in Lomboks Feriendestination Sengiggi von allen Seiten. Die Gilis sind kleine Inseln, die sich rund um Lombok verteilen. Jede hat einen eigenen Charakter. So gibt es eine Partyinsel, eine Honeymoon Insel, eine Single Insel ....die berühmtesten drei Gilis befinden sich nordwestlich von Lombok. Natürlich wollen wir da auch hin und bald schon tummeln wir uns mit Tausenden von Backpackern auf Gili Travangen, der Partyinsel. Wir haben uns vorallem deshalb für Travangen entschieden, weil die Unterkünfte hier günstiger sind. Aber das Rambazamba ist uns dann doch etwas zu viel. Wir verziehen uns in ein ruhigeres Eckchen und verbringen dennoch eine erholsame Strandwoche.
Rinjani, der höchste Berg Indonesiens
Auch die Besteigung des rund 3700 hohen Vulkanbergs Rinjani, ist eines der Dinge, die wir in Indonesien unbedingt machen wollten. Im Vorfeld haben wir uns allerdings kaum Gedanken über den Schwierigkeitsgrad des 4tägigen Trecks gemacht. Umso mehr verunsichert es uns, als uns einige Schauergeschichten zu Ohren kommen. Unglaublich anstrengend soll es sein, extrem windig und auf dem Gipfel eiskalt. Na ja, denken wir, als berggewohnte Schweizer haut uns das nicht um. Und so kommt es dann, dass wir am ersten Tag 2000 Höhenmeter zu bewältigen haben, was nach einem Jahr Wanderpause gar nicht mal so ohne ist. Doofer ist noch, dass sich meine Füsse längst nicht mehr an Wanderschuhe gewohnt sind und diese Aktion mit je zwei brenndenden Blasen pro Fuss quittieren. Na bravo … und so was will ein Wandervogel sein. Nach Zureden von Gaets entschliesse ich mich dann doch den Gipfel in Angriff zu nehmen. So kämpfen wir uns um drei Uhr morgens (in Gesellschaft einiger anderer Deppen) auf den Schutthügel. Ein Schritt rauf, einen halben zurück. Aber oben ist es dann wunderbar, wir sehen rund um die Insel, zum Kratersee runter und bis zu den Vulkanen Balis. Speziell wird das Erlebnis auch deshalb, weil unser Guide auf dem Gipfel ein kleines Feuerchen zum Händewärmen anmacht. Uns so haben auch wir ein Höhenfeuer am Erschten August.
Zur Erholung
Und weil wir nächstentags vor lauter Muskelkater kaum laufen können, verziehen wir uns gleich nochmals auf die Gilis. Joo gellet, so schön sött mers haa. Diesmal verbringen wir eine Woche auf Gili Air, es ist ein ruhiges Fleckchen und wir geniessens in vollen Zügen. Gut ist, dass wir ja nun in einer touristischen Gegend sind. Es wimmelt von gut ausgestatteten Second Hand Bookshops .. so wirds uns definitive nicht langweilig.
Bali
Eine beinahe leere Fähre bringt uns von Lombok nach Bali. Meine Güte, die Timoresen können von so einem luxuriösen Passagierschiff nur träumen. Dabei ware das Boot dort viel besser besetzt und genutzt. Tja, es ist klar, wo die Indonesischen Behörden das Geld einsetzen. Bali gleicht einem touristischen Rummelplatz. Es gibt nix, was du hier nicht kaufen oder tun kannst .. okee, das mit dem Skifahren würde etwas schwierig werden. Und zugegebenermassen kommen wir auf unserer 5 tägigen Töfftour um die Insel auch an abgelegenere Oertchen vorbei. Es ist aber offensichtlch, dass der Lebensstandard der Balinesen um Klassen höher ist als auf den Nachbarinseln Timor, Flores und Lombok. Auch das Flair der meist Hinduistischen Bevölkerung zur Schmückung von Häusern, Tempeln und Feldern trägt viel dazu bei, dass Bali äusserst hübsch daherkommt.
Die meiste Zeit verbringen wir aber in Kuta, dem Touristenzentrum Balis. Grund hierfür ist, dass wir noch einiges zu organisieren und erledigen haben, bevor uns der Flieger nach Peru bringt. Hier in Kuta geht dies am einfachsten.
He was a Skaterboy… (Avril Lavigne)
Seit Monaten liegt mir Gaets nun schon in den Ohren, wie sehr er das Skatboarden vermisst. Einem Sport, dem er zu Hause während 9 Jahren zeitintensiv gefrönt hat. Nun ist es endlich so weit: natürlich gibt es in Kuta auch einen Skatepark. So sehe ich meinen Skaterboy bald schon vergnügt die Halfpipe rauf und runterrollen. Bald packt ihn dann auch der Ehrgeiz. Unter wachsamen Augen der hiesigen Skaterszene, übt er Trick für Trick wieder ein und wird entsprechend beklatscht. Meine Bewunderung ist gross und natürlich bin ich auch mächtig stolz, auch wenn ich nur auf dem Bänkli hocke.
Ready for Takeoff
Die Velos sind in Schachteln verpackt, unsere Ausrüstung geflickt, ergänzt und aussortiert. Unsere Gedanken sind bereits etwas in Peru, wir freuen uns extrem aufs trockene Klima, die Berge und die Kälte.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen