Caretta auf der Seidenstrass

Eine Veloreise von der Schweiz nach Australien und Suedamerika

März 2009 - Januar 2010 Schweiz - Ägypten

Mai 2010 - Juli 2011 Tadjikistan - Australien

August 2011 - ??? Peru Richtung Feuerland



Donnerstag, 25. November 2010

Spiti Valley zur Nepalesischen Grenze 18.09-. - 2.10.2010

18.9.2010, Khardung La, Indien 5359MüM
Mein Kampf mit einem der höchsten befahrbaren Pässe der Welt

Um es gleich mal vorwegzunehmen, es war eine Tortour seinesgleichen. Schon zu Beginn merke ich, dass es wohl nicht mein Tag ist. Meine Beine sind schwer, mein Herz schlägt wie verrückt und immer wieder falle ich kilometerweit hinter Gaets zurück. Mittags um 1pm habe ich mich drei Stunden den famosen Pass hochgequält, 40km, wir sind auf einer Höhe von 4550 Metern. Exakt die Hälfte der Strecke und etwas mehr der Höhenmeter habe ich hinter mir. Vor mir liegt der Traum aller Velöler und Töffler, der Khardung La. Kann ich mein Tempo beibehalten, würde ich es mit Pausen wohl so gegen 5pm auf den Pass geschafft haben. Wenn überhaupt. Ich realisiere, dass ich mit zunehmender Höhe bestimmt nicht fitter werde und schon jetzt beinahe von der Carretta falle. Und so - schweren Herzens - lasse ich Gaets allein weiterziehen. Ende des Downhills bin ich dann aber schon wieder ziemlich zufrieden, der war dann nämlich ziemlich cool und rassig. Ich leiste mir dann einen feinen Lavazza Kafi in einem der In-Restis in Leh und finde eigentlich das Leben ohne den Khardung La auch ganz angenehm. Gaets kommt gegen 7 total erschöpft in unser Gästehaus gekrochen. Bei der Abfahrt wurde er von einem entgegenkommenden Auto abgeschossen. Glücklicherweise kommt er mit einem Riesenschreck und einigen ziemlich üblen Schrammen davon. Tja, das ist die Story vom Khardung La, der sich nicht von mir überfahren lassen wollte ;-)
  
Wintereinbruch bei der Bussfahrt zurück in den Süden

Mitten in der Nacht laden wir uns und die Bikes auf einen Bus zurück nach Keylong. Den ersten Pass erreichen wir noch vor der Morgendämmerung. Noch halbwegs am Dösen realisieren wir, dass sich der Bus schon seit einer Weile nicht mehr bewegt und uns die Kälte unangenehm in die Glieder kriecht. Ich nutze den Stop um meine Blase zu erleichtern und stelle mit Schrecken fest, dass Schnee liegt und die Strasse arschglatt ist. Wir befinden uns in der Mitte einer Buskolonne, warten darauf, eine ziemlich gefährlich aussehende Passage zu bewältigen, wobei die Passagiere den Bus so quasi von aussen sichern und leiten. So stehen wir dann also eine Stunde später hinter unserem Bus auf dem Schlittereis, manche in Flipflop und kurzen Hosen, schieben was das Zeugs hält und bringen uns auf der Bergseite in Sicherheit, wenn auch immer der Bus nach der Talseite ausschlägt. Tief unter uns liegt ein Bus auf dem Dach, was uns nicht gerade ermutigt. I guess you get the picture ..
  
Regen und Buddhismus im Spiti Valley
Anyway .. so rund 15 Stunden später kommen wir unversehrt in Keylong an und fahren nächstentags mit all unserem Garsümpel - den wir dort eingestellt hatten - ins Spiti Valley. Tja, die 7 kg Mehrgewicht merken wir schon. Irgendwie scheint uns das Spiti anfangs nicht so wohlgesinnt. Es schifft, ist saukalt, die Strasse mutiert zum reissenden Fluss, sodass wir oft die Schuhe ausziehen müssen, um sie trockenzuhalten, was dann zu schuurig kalten Zehen führt und zu ziemlich übler Stimmung. Wir befürchten, dass wir für die Befahrung dieses abgelegenen Tals zu spät dran sind und es durchaus möglich ist, wegen zuviel Schnee zwischen zwei Pässen festzuhocken. So beschliessen wir am zweiten Tag ein Ultimatum: entweder scheint morgen die Sonne oder wir kehren um. Und siehe da, es wirkt, strahlender Sonnenschein am Tag Nummer 3.

Von da an können wirs geniessen. Die Landschaft ist mal wieder grandios, der Verkehr ist sozusagen inexistent, andere Touristen können wir an einer Hand abzählen. Die Berge sind frischverschneit, die Menschen sind uns wohlgesinnt und abends finden wir immer ein kleines Guesthouse mit einem mehr oder weniger sauberen Bett und gutem Essen. Ins Spiti Valley sind wir nebst der Natur auch deshalb gefahren, weil wir einen Einblick in das Leben in den Buddhistischen Klöstern erhalten wollen. So besuchen wir dann auch einige dieser Monastries, die meist abenteuerlich hoch oben auf den Felsen kleben. Dies raubt uns jeweils im doppelten Sinne den Atem:. Nämlich beim rauftrampen., weils so steil ist und dann beim runterschaun, weil die Aussicht so genial ist.

Der Aufstieg nach Nako fordert dann nochmals einen letzten Effort. Wir machen uns eine Extraportion Porridge und strampeln frühmorgens im Zickzack die 850 Höhenmeter rauf. Nun ist das ja eigentlich nicht so viel, auch nicht mit einem beladenen Bike .... aaaber, die Strassenbauer haben die Route so gelegt, dass Steigungen bis zu 18% dabei sind. So bis zu 15% schaffen wir zwar zu fahren, aber nur für eine kurze Strecke. Hier aber schieben wir oft kilometerweit. Um zehn bin ich so erschöpft, dass ich mich auf den warmen Asphalt lege und eine Runde pfuse, während Gaets versucht den Kalorienverbrauch mit Guezlivertilgung wettzumachen. Gegen Mittag haben wir die im Lonely Planet angekündigte Sliding Area (Erdrutsch Gebiet) erreicht. In diesem Jahr war diese Strecke während einem Monat nicht befahrbar und somit das Spiti Valley vom Lowland Indien abgeschnitten. Heute aber haben wir Glück, wir können die Stelle ohne Probleme passieren, auch wenn man uns zur Eile antreibt. Am Strasssenrand sitzen Frauen und lismen ... quite relaxed riskmanagement i would say ..
Wir steigen ein letztes?? Mal in einen Bus
Ab Spillow wird es dann wieder heiss und vorallem staubig. So beschliessen wir bis den Weg bis zur Nepalesischen Grenze mit dem Bus zu machen. Es wird einer eine schuurig lange Fahrt, die rund 3 Tage dauert. Bei jedem Buswechsel müssen unsere Velos neu verladen und festgezurrt werden. Die schlechten Strassen sorgen dafür, dass wir oft von unseren Sitzen abheben und schmerzhaft wieder auf unseren Allerwertesten landen. Definitiv unangenehmer als auf dem Sattel zu sitzen (meiner hat übrigens den Namen Sofa, gekauft bei Veloplus ;-)). Und was wir eis Mitleid mit unseren Velos haben, die das alles auf dem Dach des Busses ertragen müssen.

Bye bye India .. and see you again sooon
Via Shimla und Chandigar passieren wir am 4. Oktober zwischen Banbasa und Attaria die Grenze zu Nepal. Meine Sorge gilt dem Visa, welches die Nepalesen an der Grenze vergeben. Da ich fürs Trekking im Frühling 2010 bereits ein 3 Monate Visum im Pass habe und maximal nur 5 Monate pro Jahr vergeben werden, befürchte ich nach der Ausreise aus Indien im Niemandsland steckenzubleiben. So erkundige ich mich gleich mal bei den Indischen Grenzpolizisten, obs im Niemandsland auch Samosa und Jalebi gibt und bin erleichter als mich diese lachend beruhigen, sie würden mich persönlich mit den Leckereien versorgen. Soweit so gut ...

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